Der Tagesablauf der Brüder und Schwestern könnte ev. so ausgesehen haben:


der Tag wurde durch die acht täglichen Andachten, die Horen, gegliedert.

Sie sollten mit Psalm 119 zu Gott sprechen: „Ich lobe dich des Tags siebenmal und mitten in der Nacht stehe ich auf, dir zu danken."

Die Brüder schlafen angekleidet auf Strohsäcken, während die ganze Nacht über ein Licht brennt. Um 2 Uhr weckt der Subprior durch ein Glockenzeichen die Brüder zur Vigil. Sofort erheben sich alle, um zu dem von drei Kerzen erleuchteten Herrenchor zu schreiten. Auf Vater unser und Glaubensbekenntnis folgen Psalmen und Lobgesänge, dann spricht der Komtur den Segen. Nach einem Wechselgesang setzten sich die Bruder zum Anhören von Abschnitten aus der Bibel oder den Kirchenvätern. Nach der vierten Lektion wird das Gloria angestimmt, dann folgen wieder Psalmen, bis ein Spruchvers zum Schlussgebet überleitet. Diese Vigilie kann bis zu drei Stunden dauern. Wenn noch Zeit übrig bleibt, so haben sich die Mönche im Kapitelsaal mit Lesen zu beschäftigen.

Bei Beginn der Morgendämmerung ruft die Glocke zur Mette, worin hauptsächlich Lobpsalmen gesungen werden. Dann tritt eine Pause ein. Unmittelbar nach Sonnenaufgang versammeln sich die Mönche zur Prim mit dem feierlichen Hochamt. Jetzt gehen die Mönche in den Kapitelsaal. Ein Priester liest eine kurze Predigt, dann ein Kapitel aus der Ordensregel. Danach werden die Namen derjenigen Mönche verlesen, die etwas zu büßen haben. Hierauf wird aller verstorbenen Brüder des Ordens und ihrer verstorbenen Verwandten gedacht. Endlich ergreift der Leitende das Wort und legt das verlesene Kapitel der Ordensregel aus. Dann geht er zur Abstrafung der Übertretungen über. Jeder Ordensbruder darf jeden anklagen. Dem Beschuldigten ist es aber verboten, am gleichen Tag mit einer Gegenanklage zu antworten. Hierauf werden die Geißelungen vollzogen. Der Büßer entkleidet sich bis zum Gürtel, und während er gepeitscht wird, ruft er: „Es ist meine Schuld, meine größte Schuld, ich will mich bessern!" Der Leitende bestimmt, wann es genug ist. Nun verneigen sich alle und entfernen sich. Nur wer beichten will, bleibt beim Prior zurück. Anschließend werden im Parlatorium die Weisungen zu den verschiedenen Tagesarbeiten erteilt, im Sommer ziehen viele Mönche aufs Feld, im Winter tritt dafür Hausarbeit oder das Lesen erbaulicher Schriften ein.

Genau zwischen Aufgang und Mittagsstand der Sonne ist die Terz, der vierte Gottesdienst. Wer nicht im Feld,Stall, Weinberg/Keller oder dem Hospital etwas zu tun hat, beschäftigt sich mit Lesen frommer Bücher im Kreuzgang, bis zur Sext, dem Mittagsgottesdienst, an dem das Mittagessen im Herrenrefektorium anschließt. Die Ordensbrüder waschen sich an der Brunnenkapelle die Hände, dann tritt jeder still an seinen Platz. Der Prior läutet zu Beginn, bis der 51. Psalm in der Stille gebetet ist. Darauf spricht der ganze Chor „benedicite“, dann Halbchor gegen Halbchor das Gloria und Kyrie eleison; den Schluss bildet ein halblautes Vaterunser. Jetzt spricht der Wochenpriester: „Wir flehen, Herr, segne deine Gaben!“ Darauf bekreuzigen sich alle und nehmen Platz. Das Mittagessen besteht meistens aus Brei und Hülsenfrüchte, als Fleischspeisen sind nur Fisch und Geflügel gestattet. Außerdem erhält jeder Bruder täglich ein Pfund Schwarzbrot und einen halben Schoppen (0,27 Liter) Wein, der mit Wasser vermischt wird. Während des Essens ist Stillschweigen zu beachten. Gleichzeitig werden auf der Kanzel des Speisesaals Stücke aus der Bibel oder den Kirchenvätern, auch Teile einer Predigt vorgelesen. Wer spricht, dem wird der Wein bzw. das Essen weggenommen oder er wird körperlich gezüchtigt. Zum Schluss gibt der Prior ein Zeichen mit der Glocke, worauf sich alle erheben und gemeinsam einen Dankvers sprechen. Unter Absingen eines Psalms ziehen die Mönche paarweise zu einem Dankgebet in die Kirche.

Nach Beendigung aller Zeremonien haben die Mönche eine kurze Bettruhe und ziehen in Reih und Glied zum Schlafsaal. Nach dem Zeichen zum Aufstehen eilen sie zur Brunnenkapelle, um sich die Augen auszuwaschen.

Genau in der Mitte zwischen Mittag und Sonnenuntergang ruft die Glocke zur Non, die wieder in der Kirche mit Gebet, Hymnen, Psalmen und Vorlesungen gefeiert wird. Im Sommer geht es nun wieder zum Refektorium, wo unter allerhand Zeremonien das Bibere eingenommen wird, etwas Wasser, in das jeder auch etwas von seinem Wein gießen konnte.

Nun folgen wieder einige Stunden Arbeit bis zur Vesper, dem Abendgottesdienst. An diesen vorletzten Gottesdienst schließt sich ein kaltes Abendbrot, dann die Abendlektion im Kreuzgang. Dabei wird aus den Lebensgeschichten der Heiligen vorgelesen. Danach ziehen alle in die Kirche zur Schlussandacht des Tags, dem Komplet, welche die Zahl der Horen komplett macht. Zum Schluss wird jeder im Vorübergehen vom Prior mit Weihwasser besprengt und geht in den Schlafsaal.